Angkor Wat

 

Hallo Deutschland.
Gestern habe ich darüber nachgedacht was ich euch wohl von meinem Besuch bei Angkor Wat berichten werde. Ich hatte mir ausgemalt euch von dem schönsten Moment meines Lebens zu berichten und euch an unfassbar tollen Momenten teilhaben zu lassen. Aber dann kam mal wieder alles anders…

Über Facebook habe ich mich gestern mit einem Mädchen (auch Julia) verabredet und wir wollten gestern abend und den Tag heute die Tempel besichtigen. Dazu hab ich einen Tuktuk Fahrer gesucht und gefunden der uns die 1,5 Tage für 25 USD durch die Gegend fahren wollte.

Gestern also, es war so gegen 4 am Nachmittag bin ich ins Tuktuk gestiegen, wir haben Julia abgeholt und unsere Tickets für den Tempel gekauft. Manch einer meint man könne da Wochen und Monate verbringen. Ich hab mich für ein 1 Tagesticket entschieden für heute . so weit so gut, ab 17Uhr kamen wir gestern schon in die Anlage rein. ein Blick nach rechts, einer nach links : Ja, schön hier! Das Zeitbudget gestern war begrenzt da die Anlage um 18 Uhr schließt .
Aber kein Ding, heute sollte es pünktlich zum Sonnenaufgang ja gleich weitergehen.

Julia kränkelte gestern abend schon, und musste mir heute Nacht absagen. Also dann eben alleine.

Um 4.20 Uhr wurde ich abgeholt. Bereits um 3.45 Uhr, als mein Wecker ging, hab ich den Plan in Frage gestellt. Aber ich wollte es durchziehen. Mit nem frischen Wind der mir um die Nase wehte fuhr ich im Tuktuk Richtung Angkor Wat. Wir fuhren durch viele Straßen die trotz der Uhrzeit doch relativ belebt waren durch Einheimische. Ob die Herrschaften allerdings noch oder schon wach waren, erschloss sich meiner nicht.

Irgendwann, der Tuktuk Fahrer hielt an, waren wir scheinbar angekommen. Er erklärte mir kurz in welche Richtung ich müsse um zu einer guten Stelle für den Sonnenaufgang zu kommen.
Ich war ein bisschen irritiert. Es war so stockfinster, dass man die Hand vor Augen nicht sehen konnte, 5 Uhr am Morgen und ich sollte nun alleine irgendwie geradeaus…dann rechts…und dann irgendwo links. In einer hektargroßen Tempelanlage…alleine…im Dunklen…im Wald.
Super, dachte ich, der Sonnenaufgang muss ja wirklich toll sein wenn sich das so viele Menschen antun. Aber wo sind die alle? Ich sehe keinen.

Ich denke kurz an meine super 70 Euro Taschenlampe, die ich genau für solche Situationen gekauft und mit auf die Reise genommen habe. Und die jetzt gerade sicher im Hostelsafe liegt damit sie nicht geklaut wird und so.
Noch ein Indiz dafür, dass morgens um 4 nicht meine Zeit ist!
Ich laufe dann mal los. Verschaffe mir einen kurzen Überblick mit dem Handylicht und sehe die unebene Straße. Ich muss Akku sparen denn ich will ja gleich das Foto von dem Moment meines Lebens für euch schießen. Meine hübschen goldenen Flipflops waren nicht die allerbeste Wahl…aber hauptsache ich bin chic…morgens im Dunkeln im Wald!
Ich hab euch ein Selfievideo gedreht…wegen der Dunkelheit könnt ihr mich nur leider nicht sehen. Lade es gleich bei Instagram hoch.
Nach ein paar hundert Metern sehe ich andere Leute und bin erleichtert scheinbar richtig gelaufen zu sein. Die Gedanken um das was dort in den Wäldern so lebt und auf was ich so rumtrete musste ich verdrängen.

Dann bin ich angekommen. Ich folgte den Taschenlampenlichtern der anderen und war mir irgendwann sicher dort angekommen zu sein wo ich hin wollte. Ich stand eine Weile vor dem Tempel bis mir klar war, dass ich dort war. Ich konnte ja nichts sehen. Um mich herum…hunderte von Leuten. Hinter mir ein kambodschanischer Herr der mir erklärte ich müsse nur nach James Bond 007 rufen und bekäme Kaffee gebracht. Gut, dann wusste ich das auch. Heute mal nicht im Dienste der britischen könglichen Majestät, sondern im Dienste des Kaffeeverkaufs. Blick auf die Uhrzeit…so gegen 5. Aus einem Gespäch der anderen bekam ich mit, dass die Sonne gegen 6 aufgeht. Also noch ne Stunde Beine in den Bauch stehen. Ich merke, wie sich die ersten Mücken an meinen Füßen versuchen zu schaffen zu machen. Das Zeug gegen die Mücken hab ich auch vergessen. Drei wohl beleibte Damen vor mir bekommen von James Bond Plastikstühle gebracht und ich halte ausschau nach jemand anderem der auch alleine da ist weil ich mit jemandem wetten möchte wie lange die Stuhlbeine halten. Die 3 beleibten Damen sitzen nämlich auf der Kindervariante. Ich finde keinen Wettpartner.
Neben mir spielen 2 Chinesen bunte Spiele auf dem Handy, die sitzenden Damen vor mir zeigen sich gegenseitig Handyfotos. Da ich hinter denen stehe gucke ich einfach mal mit…ist ja eh langweilig gerade. Die drei scheinen ne gute Zeit gehabt zu haben.

Irgendwann hab ich es dann wie durch ein Wunder geschafft die Zeit bis 6 rum zu bekommen und es wird heller. Erst jetzt wird mir klar wo genau ich stehe. Der Himmel ist bewölkt, es hat begonnen leicht zu regnen. Der Anblick ist atemberaubend. Aber ohne Wolken wäre es sicher tausendmal imposanter gewesen. Aber immerhin war ich mal beim Sonnenaufgang am Angkor Wat dabei und habe es mal gesehen. Schön war es!!!

Da ich alleine bin probiere ich meinen neuen Selfie Stick aus. Die Anschaffung hat sich gelohnt. Irgendwann bin ich dann, nachdem es hell war, durch die Gänge des Tempels spaziert aber nach 30 Minuten hab ich mich auf den Weg gemacht zurück zum Tuktuk. Und weiter geht’s zum nächsten Tempel…Und zum Übernächsten…und zum Überübernächsten. Und das war der Punkt an dem ich mir eines eingestehen musste: Ich bin ein Kulturbanause!

Ich benerke, dass ich dem dicken großen Tausendfüßler mehr Beachtung schenke als den historischen uralten Tempelanlagen. Ich frage mich, wie man so viele Füße koordinieren kann…ich hab ja manchmal schon Probleme mit meinen zweien.

Ich bin müde und will wieder ins Bett. Das tolle am Alleinereisen ist ja, dass man das machen kann. Mittlerweile regnet es richtig fest. Mit meinem weißen Tshirt bin ich eher suboptimal angezogen und bitte den Tuktukfahrer mich erstmal ins Hostel zu bringen. Ich fühle mich nicht gut bin dennoch aber sehr glücklich, und das meine ich ernst, die tollen Bauwerke gesehen zu haben. Mir reichen dafür die paar Stunden. Ich brauche keine 3 oder 7 Tage um mir jeden Riss in jedem Stein anzuschauen.

Ich hab nochmal geschlafen. Zusammen mit zwei anderen Kölnerinnen bin ich am Nachmittag in ein tolles Café gegangen und dort hatte ich Teatime. So wie zuhause auch immer gab es erstmal ein Kännchen Tee. Ananas Tee. Lecker!
Es ist schon witzig in Kambodscha zu sitzen, in einem Café das einem Australier gehört und mit zwei Fremden Kölnern über die Haltestellen der Linie 13 in Köln zu sprechen.

Es ist nun Abend, das schlechte Wetter hält an. Morgen bin ich noch hier in Siem Reap und morgen abend nehme ich den Nachtbus nach Phnom Penh. Ich bin gespannt, Nachtbus bin ich noch nie gefahren. Ich habe mir ein Bett in einem Hostel gebucht, das die Mädchen aus Köln mir empfohlen haben. Wenn das Wetter morgen gut ist verbringe ich den Tag am Pool auf dem Dach.

Ich muss duschen und essen gehen. Das nächste mal melde ich mich von Phnom Penh aus.

Also bis bald!

Tausend Küsse from Cambodia!

Eure Julia

Ps: danke an euch für die lieben Kommentare. Ich freue mich über jeden einzelnen sehr!


4 Gedanken zu “Angkor Wat

  1. Huhu Julia, einfach schön zu lesen was du schreibst. Deine Schreibkunst ist total erfrischend und man will meeeeeehr.
    Und, ich bekomme wieder gewaltigen Fernweh und wäre am liebsten live vor Ort 😃

    Freu mich schon jetzt wieder von dir zu lesen👍🏻
    LG, Marco

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  2. Hallo Julia, echt toll deine Reiseberichte.👍Liest sich wie ein gut geschriebener Roman. Sehr interessant. Sicherlich werden wir noch viel tolles von dir lesen können.
    Pass gut auf dich auf und weiterhin viel Spaß.🍀
    LG, Hans u. Marlis

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  3. DANKE!!!! Du bringst mich immer zum lachen und man hat das Gefühl neben dir zu stehen bei deinen Abenteuern.

    Mach bitte so weiter. :-*

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  4. Hello Julia!!
    Schön, von dir zu lesen. Man hat echt das Gefühl, dabei zu sein. Wünsche dir weiterhin sehr viel Spaß und viele tolle Eindrücke! Pass auf dich auf!!

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